Reisebericht Batumi bis Kutaesi

06.08.2018

Batumi bis Kutaisi

 

 

Tief berührt und voller vieler schöner Erinnerungen an besondere Menschen verliessen wir das schöne Land Türke in Richtung Georgien. An der Grenze warteten nicht viele Autos, doch wir kamen nur schleppend voran. Als wir an der Reihe waren, wurde uns gesagt, dass der Beifahrer nicht im Auto über den Zoll fahren darf, sondern sich mit den anderen Personen, welche mit dem Bus reisen, anstellen soll. Also Pass und Handy packen, so dass wir uns nach der Grenze wieder irgendwo finden. Bereits an der Grenze zu Georgien wird wieder auf unangenehme Themen wie Menschenhandel hingewiesen. Irgendwie ein gutes Gefühl, dass auch über unangenehme Themen gesprochen wird. Nach der Grenze tauchten wir in eine quirlige Welt mit freiem Handel, Meinungsfreiheit und ohne Kopftücher ein. Diese Freiheit hat auch ihren Preis. So war sofort viel mehr Armut sichtbar. Bettelnde Kinder versuchten zu etwas Geld zu kommen, wobei sich ein Mädchen sehr darüber freute, als sie von uns eine Flasche Fruchtsaft geschenkt bekam. Wir besuchten die orthodoxe Kirche und wurden uns bewusst, dass wir bei allem Respekt über die Gottesfurt der moslemischen Menschen doch im christlichen Glauben verwurzelt sind.

 

Nach kurzer Zeit trafen wir in Batumi ein und genossen die Vielfalt an Essen und Getränken. Die Leute sind hier viel distanzierter als in der Türkei, doch wenn man sie etwas besser kennenlernt, dann sind sie ebenfalls sehr warmherzig. Das Gefälle zwischen Männern und Frauen ist hier enorm. Frauen sind oft schlau und fleissig, während Männer langsam arbeiten und eingebildet wirken. Wir haben von einer Familie gehört, dass sich alle Eltern nur Mädchen wünschen, weil diese liebenswürdig sind und einen guten Charakter haben. Knaben haben nur dumme Ideen im Kopf und wir sehen, wie Knaben oft geschlagen werden. Ja, jedes Land hat da seien eigenen blinden Flecken.

 

Batumi hat sich im Vergleich zu zwei Jahren zum Negativen entwickelt. Mehrere sehr gute Restaurants waren geschlossen, und während damals an der Promenade viele Künstler ihre Projekte vorstellten und an mehreren Orten Klaviere standen, so ist nun eine Strasse entstanden, auf welchen eine grosse Anzahl Elektromobile fahren. Zudem hat der Anteil an arabischen Gästen mit verschleierten Frauen explosionsartig zugenommen. Besonders diese Araber liebten es, auf diesen Elektromobilen zu fahren. Manchmal sehen wir eine verschleierte Frau, welche entweder ihre Kinder, oder eine Freundin auf so einem Gefährt ausführt. Sie schien die Freiheit in diesem Land und das Gefühl, selber Auto zu fahren zu geniessen. Die vielen russischen Gäste scheinen diese Mitgäste mit fanatischer Glaubensausübung zu meiden. Ein Mädchen wechselt im Restaurant gleich den Platz,ihr schien diese Gestalt ohne Gesicht eher unheimlich.

 

Viele Menschen hier in Georgien sind sehr arm. Ein durchschnittlicher Lohn beträgt 200 Euro, also haben viele Menschen 2 bis 3 Jobs. Sehr schade, dass sich die Wirtschaft hier nur so langsam erholt. Die Menschen hier sind sehr intelligent, es ist ein riesiges Potential in diesem Land.

 

Die Armut treibt eine Bevölkerung oft in Prostitution. So mussten wir mit ansehen, wie Männer am Busbahnhof ein kleines Mädchen begrabschen und dafür der Mutter einige Lari bezahlten. Die Menge wirkt verschworen und niemand scheint den Mut zu haben, sich für das Mädchen einzusetzen, welches in aller Öffentlichkeit missbraucht wird. Offensichtlich hatte jemand heimlich die Polizei informiert, den kurz darauf erscheinen diese und hielten Wache, die Mädchen und die Männer sind verschwunden. In einem kleinen Restaurant am Busbahnhof hängt bei der Kasse eine anzeige für Dienstleistungen von minderjährigen Mädchen. Die Regierung scheint hinzuschauen und versucht zu schützen, hat jedoch eine enorme Herausforderung.

 

Eigentlich hätten wir eine Einladung, hier am Strand das Trampolin aufzustellen, doch es regnete für mehrere Tage und wir verbrachten unseren Tag als klassische Touristen mit Spazieren, Bootsfahrt und Geniessen am Strand.

 

 

Weiter in Kutaesi wurden wir ebenfalls eingeladen, das Trampolin im Stadtpark aufzustellen. Kutaesi ist sehr touristisch, ist es doch der Ausgangspunkt zu vielen Touren in den grossen Kaukasus. So durften wir auf unserem Trampolin neben georgischen Kindern auch einige Touristen begrüssen. Auch hier sind die Kinder im Vergleich zur Türkei etwas distanzierter, geniessen dann unser Angebot sehr intensiv. Während die Kinder in der Türkei Ballone und Geschenke in rosa Farben liebten, mögen sie hier keine Ballone und wählen preise in neutralen Farben. Lieber Bleistifte und Blöckli, statt Mäscheli für die Haare. Dafür lieben sie das Male und kunstvolle Sprünge auf dem Trampolin. Im allgemeinen sind die Kinder hier viel trotziger. Es scheint, als haben sie über die Generationen gelernt, einen harte Charakter zu entwickeln, um im rauen Klima vom grossen Kaukasus zu überleben. Während dem ganzen Trampolinnachmittag hatten wir Hilfe von Muhamed. Er ist Iraker, studiert hier Medizin und spricht neben Englisch auch fliessend Georgisch, so konnte er jeweils den Eltern das Passwort für das Konto mit den Fotos erklären. Es gab dort kaum Eltern, welche Englisch sprachen.

 

Am Sonntag fuhren wir ins Kloster Martvili, wo Ekatarina, eine Befreierin von Georgien im 19. Jahrhundert begraben liegt. Dort gibt es einen Weinkeller und wir kosteten den Wein, welcher in der Klosterkellerei hergestellt wird. Die Gefässe sind im Boden vergraben und werden während dem Gärprozess versiegelt. Auch ein junges Paar besuchten wir auf ihrem Weingut, welches seit einem Jahr den Betrieb der Grosseltern übernommen hat und nun Besichtigungen für Touristen anbietet. Sie erzählt, dass es in Georgien sehr einfach sei, ein Unternehmen zu gründen. Sie mussten nur wenige Formalitäten ausfüllen und einen kleinen Betrag bezahlen. Das Schwierigere sei, Kunden zu gewinnen und Umsatz zu machen. Sie habe Glück, in der Gegend gibt es kaum Weingüter und sie haben in diesem Jahr mehr Touristen gehabt, als sie sich habe träumen lassen, doch sie arbeiten hart, um das Geschäft aufzubauen. Wie schon so oft auf unserer Reise denken wir beschämt an unseren Arbeitsplatz, an welchem wir uns schon auch Mühe geben, doch und einfach darauf verlassen können, dass wir unabhängig von unserer Leistung ende Monat unseren fixen Lohn auf das Konto bekommen.