Reisebericht Amasia bis Erzurum

19.07.2018

 

Amasia bis Erzurum

 

 

Weiter fuhren wir ins Landesinnere bis Amasya. Dies ist der Ort, an welchem Mustafa, Kemal Atatürk, der Begründer der modernen Türkei, im Jahr 1919 sein erstes Rundschreiben verfasst hatte. Somit wird dieser Ort als Geburtsstätte der Türkei gefeiert und von einem Türken aus Istanbul erfuhren wir, dass fast jeder Türke einmal im Leben hierher kommt um sich an dieses geschichtsträchtige Ereignis zu erinnern. Unser Aufenthalt dort war am 15. Juli, zwei Jahre nach dem vereitelten Putschversuch in Istanbul. Dieses Ereignis wird neu als Festigung de Demokratie angesehen und im ganzen Land gefeiert. Das Fernseher zeigte den ganzen Tag entweder Bilder vom der Putschnacht vor zwei Jahren oder aktuelle Bilder, die zeigten wie viele Tausende genau am gleichen Ort vor der Brücke in Istanbul die neu gewonnene Stärke der Türkei feiern. Da Amasya selber eine hohe geschichtliche Bedeutung hat, reisten an diesem Tag besonders viele Türken an und verfolgten die Feierlichkeiten an der öffentlich aufgestellten Leinwand.

 

Zu unserer Freude entdeckten wir ein Pub, welches auch Longdrinks anbietet. Hier sahen wir auch viele Türken, die sich nicht um diese Feierlichkeit kümmern und ihre Freizeit mit ausländischem Bier wie Carlsberg geniessen.

 

Am nächsten Tag stellten wir einmal mehr unser Trampolin in einem Park auf. Die Bewilligung bei der Gemeindeverwaltung erhielten wir sehr einfach. Zufällig war dort ein Sportlehrer, der zwar nicht Englisch sprach, jedoch mit unserer Übersetzung verstand, was wir wollten und gleich alles für uns organisierte.

 

Im Park angekommen begrüssten uns bereits viele Kinder mit wenigen Worten Englisch. Sie waren äusserst liebenswürdig, haben uns Essen und Tee angeboten und natürlich beim Aufbau vom Trampolin mitgeholfen. Knaben sind oft wild, drängeln und sehen es als selbstverständlich an, dass sie vor den Mädchen drankommen, so braucht es eine klare Disziplin. Eine Warteschlange ist für Jungs, die andere für Mädchen, und abwechslungsweise kommt eine Gruppe von ca drei Kindern an die Reihe. Es war ein riesiges Glück, dass der Sohn vom Sportlehrer mit guten Englischkenntnissen anwesend war, so konnte das Fragespiel 1, 2 oder 3 durchgeführt werden.

 

Tief berührt von den vielen warmen Begegnungen reisten wir am nächsten Tag weiter nach Erzincan. Der Umgang mit Alkohol ist hier weniger grosszügig. Nur eines der drei Viersternhotel bietet in seinem Dachrestaurant den landeseigenen Raki an und in einer Bar ist der Raum, in welchem Alkohol ausgeschenkt wird, hinter einer weiteren Türe versteckt. Gartenkaffees mit Brunnen und östlicher Musik stimmten uns in den bereits orientalischen Ort ein. Die Gegend ist wild und von grossen Weiten und hohen Bergen geprägt. Aus dem Dachrestaurant genossen wir eine atemberaubende Aussicht.

 

Am nächsten Tag erklommen wir den Tepebasi Gesidi Pass auf 2057 Meter über Meer und kamen auf dem Hochplatteau auf 1890 Metern über Meer in Erzurum an. Es ist ziemlich frisch in dieser Höhe und wird Sibirien der Türkei genannt. Wir trafen in dieser Stadt besonders viel Menschen, die uns anlachten oder als Ausländer neugierig bewunderten. Unser erklärtes Ziel, auch Kurden in ihren Dörfern zu treffen, da wir in der Schweiz sowohl viele sehr liebe Türken und viele Kurden kennen. Laut Karte waren wir hier in Erzurum bereits sehr nahe am kurdischen Gebiet und als wir in einem offensichtlich kurdischen Restaurant landeten, fragten wir die freundliche Angestellte, wie wir auf Kurdisch «Danke»sagen können. Sie schwieg sofort und ein junger Herr am Nebentisch, welcher gut Englisch sprach und sich sehr für den Westen und Amerika interessierte, wies uns bestimmt darauf hin, dass es hier kein Kurdistan gebe, sondern das ganze Land nur Türkisch sei. Also, hier unsere erste Warnung, dass wir mit dem Thema etwas sensibler umzugehen haben.

 

Hier war es wieder etwas einfacher, an unser Feierabendbier zu kommen, doch als der Muezzin über den Lautsprecher von der Moschee aus sein Gebet sprach, wurde die ganze Musik abgestellt. Es war ganz still und jeder konnte das Gebet gut hören.